29.11.2023
Artikel
Eira Själin
Eigentlich hatte Eira Själin an einem vollkommen anderen Ort Dükerrohre wechseln sollen, aber nun ist ihr Einsatz in den Wäldern von Lycksele gefragt. Hier, in der nordschwedischen Provinz Västerbotten, ist vor dem Winter im Auftrag des Grundeigentümers eine Forststraße zu bauen. Es gab bereits den ersten Kälteeinbruch, daher muss die Straße schnell fertig werden. „Das mag ich an diesem Job, dass ich an einem Tag für einen Auftrag unterwegs bin und dann am nächsten Tag etwas vollkommen anderes mache“, berichtet die 22-jährige Baggerfahrerin.
Sie testet den Rototilt RC8, das zweitgrößte Tiltrotator-Modell, das heute an einem 30-Tonner befestigt ist. „In letzter Zeit habe ich ihn vor allem für Dränierungsarbeiten eingesetzt. Er ist unglaublich stark. Damit lassen sich einfach Steine aufnehmen oder Rohre wechseln. Manchmal weiß ich vorher nicht, wie groß die Steine sind, und dann ist es wichtig, dass der Tiltrotator einiges aushält. Ein Stein kann auch mal 5 m3 groß sein, sodass der Bagger ihn kaum halten kann, aber der Tiltrotator schafft das! Wenn eine Böschung zu planieren ist, dann vollbringt er wahre Wunder. Ich finde, dass er sich für die meisten Aufgaben einsetzen lässt“, schwärmt die Baggerfahrerin.
Eigentlich hatte Eira geplant, einmal als Ingenieurin am Schreibtisch zu arbeiten. Aber gegen Ende des zweiten Jahres ihres Technikzweigs am Gymnasium fühlte sich das nicht mehr richtig an. Sie wollte einen anderen Weg einschlagen. „Das Gymnasium habe ich noch zu Ende gemacht, aber eigentlich träumte ich schon damals davon, Lastzüge zu fahren. Ich entschied mich letztlich für eine Erwachsenenausbildung als Baggerfahrerin, denn das sprach mich mit der Zeit immer mehr an, und die Ausbildung hat dann auch echt Spaß gemacht.“ Über ein Praktikum beim Unternehmen Hägglunds Last & Schakt im nordschwedischen Lycksele erhielt Eira das Angebot einer Festanstellung. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, bereut sie ihre Entscheidung überhaupt nicht. „Ich habe das Richtige für mich gefunden. Zum großen Teil kann ich selbst entscheiden, wie mein Arbeitstag aussieht und diese Freiheit weiß ich zu schätzen. Natürlich gibt es auch lange Tage, wenn ich im Winter noch Dienst mit dem Schneepflug habe. Aber ich arbeite gern. Außerdem ist es ja auch irgendwie heftig, diese gewaltigen Maschinen fahren zu dürfen, vor allem den 60-Tonner, der enorme Erdmassen bewegt. Und wenn ich mit dem Tiltrotator Dränierungsarbeiten ausführe, dann ist das Planieren und Aufbauen wirklich ganz leicht.“
Als junge Frau fällt sie in der Branche zwischen ihren meist männlichen Kollegen natürlich auf. Aber sie stellt auch fest, dass immer mehr Frauen an den Joysticks sitzen. „Absolut! In den sozialen Medien sieht man gut, dass wir immer mehr werden. Das fühlt sich wie eine ganz natürliche Entwicklung an. Ich kann mich nicht daran erinnern, schon einmal schlechter behandelt worden zu sein oder gegen Vorurteilen gekämpft haben zu müssen. Ehrlich gesagt kann es von Vorteil sein, Frau zu sein. Außerdem herrscht in der Branche ein größeres Bewusstsein dafür, dass man nicht alle Fahrer – und Fahrerinnen – über einen Kamm scheren sollte. Allein die Tatsache, dass Rototilt seinen neuesten Joystick so entwickelt hat, dass er auch für kleinere Hände geeignet ist, war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“ Eira war eine der Tester:innen für die RC Joysticks von Rototilt, die für ihr durchdachtes Design ausgezeichnet worden sind. „Von allen Testpersonen hatte ich bestimmt die kleinsten Hände. Daher hoffe ich, dass mein Feedback für mehr Baggerfahrer und -fahrerinnen von Nutzen war. Mit gefällt der `Steuerknüppel´ und wie er in der Hand liegt. Er wirkt vielleicht etwas groß, aber er ist trotzdem gut zu handeln, und ich schätze die Handgelenksstütze. Wenn ich mit dem Löffel eine Böschung bearbeite, benutze ich normalerweise den linken Hebel, aber jetzt konnte ich den Griff loslassen und den Arm einfach nach links wegziehen. Ergonomisch gesehen ein echter Vorteil“, erläutert die Baggerfahrerin.
„Natürlich“, antwortet Eira auf die Frage, ob kleine Dinge machen den großen Unterschied ausmachen und schließt an: „Man muss unbedingt die richtige Fahrposition und die optimale Greifstellung finden. Sonst spürt man das abends nach der Arbeit im ganzen Körper. Zum Beispiel sind die Bagger nicht für meine Körpergröße ausgelegt, weshalb ich den Sitz bis zum Äußersten vorschieben muss. Hier setzt hoffentlich die nächste Optimierung an.“
Niklas Bjuhr ist am Rototilt-Sitz im schwedischen Vindeln für das Test-Programm verantwortlich und steht täglich in Kontakt mit den Menschen, die die Prototypen an ihren Baggern testen. Das Feedback sei Gold wert, sagt er: „Die Testpersonen sollen vor allem den Fahrkomfort und die Einsatzfähigkeit des Produkts bewerten. Außerdem melden sie uns Abweichungen und andere Beobachtungen. Das ist für uns bei der Entwicklung enorm hilfreich. Es kann passieren, dass wir von ganz unterschiedlichen Baggerfahrer:innen ähnliche Rückmeldungen erhalten und daraufhin eine bestimme Änderung vornehmen müssen. Praxistests sind unglaublich wichtig.“
In der aktuellen Phase haben die Produkte bereits das interne Testlabor mit verschiedenen Tests durchlaufen. Mithilfe der anschließenden Praxistests, bei denen sie in einer möglichst rauen Umgebung auf die Probe gestellt werden, erhält Rototilt ein neu entwickeltes Produkt mit absoluter Marktreife. „Das Wichtige ist, dass man wirklich seine Meinung wiedergibt und nichts beschönigt. Aber wir haben im Laufe der Jahre eine gute Zusammenarbeit mit unseren Testpersonen aufgebaut, die auf gegenseitigem Vertrauen basiert, erklärt Niklas Bjuhr. Eira ist rundum zufrieden mit ihrer Rolle als Testerin: „Es macht Spaß und ist auch aufregend, dass einem das Vertrauen ausgesprochen wird, Teil der Entwicklung zu sein.“